Wie sichern wir Klimaresilienz? Für Thomas Zawalski beginnt die Antwort mit einem Perspektivwechsel. „Wir müssen uns erst einmal darüber im Klaren sein, dass wir parallel zum Thema Klimaschutz auch das Thema Klimaanpassung haben.“ Beim niedersächsischen Hochbautag macht er deutlich: Die Branche müsse neu denken – und dabei auch in die Vergangenheit blicken.
Während es in den Diskussionen immer noch sehr stark um Wärmedämmung geht, sieht Zawalski den Schwerpunkt der kommenden Jahrzehnte an einer anderen Stelle: „Wir werden mehr Energie in den nächsten Jahrzehnten dafür aufwenden, Räume zu kühlen, als sie zu wärmen.“ Das erfordere andere Prioritäten – und einen nüchternen Blick auf das, was bereits funktioniert hat.
Eine Botschaft für den Massivbau
Zawalski setzt dabei stark auf den Massivbau. Er könne Hitze puffern, CO₂-intensive Kühlsysteme reduzieren und die Lebensdauer von Gebäuden erhöhen. Dafür brauche es jedoch Mut zur baulichen Substanz: „Wir müssen stark wieder bauen. Wir müssen uns trauen, auch wieder starke Wände zu machen.“
Wir werden mehr Energie in den nächsten Jahrzehnten dafür aufwenden, Räume zu kühlen, als sie zu wärmen.
Thomas Zawalski
Dass Wandstärken oft aus Kostengründen reduziert werden sollen, hält er für kurzsichtig. Gerade mit Blick auf sommerlichen Wärmeschutz: „Wenn ich einen Hitzeschutz brauche, muss eine Wand, wie ein Gründerzeitbau, auch eine gewisse Dicke haben.“ Dünner sei eben nicht automatisch besser.
Lehren aus Gebäuden, die Jahrhunderte halten
Zawalski plädiert dafür, den Blick bewusst zurück zu richten. Die Gründerzeitbauten, sagt er, seien ein unterschätzter Schatz: Die Häuser existierten über hunderte von Jahren. „Auf dieses Thema sollten wir wieder einmal den Blick richten“, so der Klimaschutz-Experte. Dabei gehe es nicht um Nostalgie – sondern um Baukultur, Langlebigkeit und Nutzungsqualität. „Langlebigkeit ist auch ein Wert“, betont er, und erinnert daran, dass Nachhaltigkeit weit über Energiekennzahlen hinausgehe.
Was auch nicht vergessen werden darf sei das Umfeld: Fassadenbegrünung, Grünflächen – und vor allem ein intelligentes Wassermanagement. „Dass das wichtigste Thema findet unter der Erde statt“, sagt Zawalski unter dem Stichwort Schwammstadt. Gerade Starkregenereignisse machten deutlich, wie entscheidend das Speichern und dosierte Ablassen von Wasser sei. „Hier passiert eine Menge, was wir gar nicht sehen, unter der Erde. Und das ist ein ganz wichtiger Aspekt.“
Es ist ein Plädoyer für robuste Konstruktionen, für das Lernen aus historischen Vorbildern – und dafür, den Massivbau als Teil der Antwort auf den Klimawandel zu begreifen.