Gevensleben im Kreis Helmstedt. Rund 600 Einwohner, weite Felder – und ein Unternehmen mit fast 200 Beschäftigten: die Landwind-Gruppe. Bärbel Heidebroek hat sie zusammen mit ihrem Ehemann im Jahr 2001 gegründet. Heute bekleidet sie darüber hinaus viele Ehrenämter, ist zum Beispiel Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen–Bremen sowie Vorsitzende des Bundesverbands Windenergie. Und sie ist eine der prägenden Stimmen der Branche.
„Wir sind als Erneuerbare erwachsen geworden“, sagt Heidebroek im Agenda Niedersachsen-Podcast. Was früher Idealismus war, ist heute Wirtschaftskraft, Versorgungssicherheit, Einnahmen für Kommunen, Arbeitsplätze. „Mit 60 Prozent Stromanteil sind wir nicht mehr wegzudenken. Das hat nichts mit grüner Ideologie zu tun – es ist Wirtschaftskraft.“
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Erwachsenwerden heißt für sie auch: Verantwortung übernehmen. „Früher ging es darum, Windräder zu bauen. Heute tragen wir Systemverantwortung“, erklärt sie. Das Netz ist zum Engpass geworden – „der knappe Faktor“. Jetzt gehe es darum, die Infrastruktur effizient zu nutzen und Versorgungssicherheit zu sichern: mit Speichern, Flexibilitäten und Kooperation mit Netzbetreibern, Politik und Industrie.
„Sonne und Wind schicken keine Rechnung“ – das stimmt nur halb
Heidebroek räumt mit einem beliebten Spruch auf: „Natürlich schicken Sonne und Wind keine Rechnung – aber wir müssen dennoch investieren.“ Für die dezentrale Energieversorgung braucht es neue Leitungen, intelligente Netze und Speicher. Vieles davon seien Reinvestitionen, die lange aufgeschoben wurden. „Das jetzt alles den Erneuerbaren anzulasten, ist nicht richtig. Aber wir brauchen natürlich diese Infrastruktur, damit Strom dort ankommt, wo er verbraucht wird.“
Mit Blick auf die gesellschaftlichen Kämpfe um die Energiewende findet Bärbel Heidebroek auch selbstkritische Worte. „Wir hätten besser erklären müssen, warum wir das alles tun.“ Viele Menschen hätten die Zusammenhänge zwischen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaft nicht verstanden – auch, weil die Branche zu technisch kommuniziert habe.
Trotzdem bleibt ihr Fazit konstruktiv: Die Erneuerbaren sind kein Nischenprojekt mehr, sondern eine tragende Säule des Landes. Erwachsen, wirtschaftlich – und bereit, Verantwortung zu tragen.