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Sollte Hannover mehr Kopenhagen wagen?

veröffentlicht am 18.09.2025

In der ersten Folge sind sich Oberbürgermeister Belit Onay und Architektin Dilek Ruf, Geschäftsführerin der BBU.ONSITE GmbH, einig: Die Zeiträume von der Idee bis zum Abschluss von Bauprojekten sind viel zu groß geworden. Die Verwaltung stehe aufgrund der bisher nötigen Prozesse „nahe der Lähmung“, sagte Ruf. Das führe auch zu einer Politikverdrossenheit und zu einem Misstrauen in die Institutionen.

Das Foto nach der Podcast-Aufzeichnung: Architektin Dilek Ruf mit Oberbürgermeister Belit Onay und Moderator Martin Brüning / Foto: Niklas Willma, LHH

Auch Onay betonte im Podcast, dass Zyklen von zehn bis 15 Jahren bei der Stadtentwicklung eine deutsche Besonderheit und frustrierend seien. “Andere Länder kriegen das, wenn es darauf ankommt, etwas schneller hin.” Das Tempo müsse gesteigert werden. Die Fragen, vor denen man heute stehe, könnten nicht erst in 15 Jahren beantwortet werden.

 

Innenstadtentwicklung nicht auf das Thema Verkehr verengen

In dem Podcast, der jeweils im Neuen Rathaus aufgezeichnet und von Martin Brüning moderiert wird, sprechen Ruf und Onay auch über bröckelnde Infrastruktur. Eine Stadt wie Hannover, in der vor rund 70 Jahren so viel neu aufgebaut wurde, ist dabei laut Onay ein typisches Beispiel. “Die Haltbarkeit vieler Bauten ist nach 70 Jahren jetzt vielfach abgelaufen, das merken wir an einer Brücke in Dresden, an der Bahninfrastruktur und auch an vielen anderen Stellen.” Die entscheidende und politische Frage sei nun, ob man in den Status quo oder in den “Status morgen” investieren wolle.

“Andere Länder kriegen das, wenn es darauf ankommt, etwas schneller hin” - Belit Onay wünscht sich ein höheres Bautempo / Foto: Niklas Willma, LHH

Zugleich betont Onay, die Stadt habe trotz der schwierigen Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau und auch bei der Innenstadtentwicklung in den vergangenen Jahren viel Tempo gemacht. Dabei sei der Innenstadtdialog sehr hilfreich gewesen, weil er Impulse aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zusammengeführt habe.

 

Mehr Kopenhagen wagen?

Beim viel diskutierten Thema der autofreien Innenstadt rät Dilek Ruf dazu, sich die dänische Gelassenheit mehr zu eigen zu machen und sich stärker an Kopenhagen zur orientieren, auch wenn “Kopenhagen” in manchen Kreisen ein Reizwort sei. “Wir verlieren uns im Klein-Klein und sind häufig zu dogmatisch.” Die Zahl der Autos sei in den vergangenen Jahrzehnten massiv gestiegen, das bringe viele Veränderungen mit sich. “Wer kann ernsthaft etwas dagegen haben, wenn wir diese Stadt im besten Sinne weiterentwickeln? Im Gestern zu verharren ist keine Option.”

“Wir verlieren uns im Klein-Klein und sind häufig zu dogmatisch", sagt Dilek Ruf / Foto: Niklas Willma, LHH

Für Belit Onay sollte die Diskussion um die Innenstadt nicht allein auf das Thema Verkehr verengt werden. Beispiel Prinzenstraße: Diese werde eine maximale Aufwertung des Areals erfahren. “Hier entsteht durch kleine Veränderungen ein ganz neues Highlight in der Innenstadt”, sagt der Oberbürgermeister. Auch am Steintor oder in der Schillerstraße werden Räume aufgewertet und für die Zukunft resilienter gestaltet. Zugleich komme Stadtentwicklung nie an einem Zielpunkt an: “Eine Stadt muss immer veränderungsfähig sein.”

Podcast hören: 

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