
Allerdings: 80 Prozent der Vorkommen liegen in China. “Das Land hat damit schon seit Jahrzehnten eine klare Dominanz, die auch wirtschaftspolitisch radikal ausgenutzt wird”, sagte Hady Seyeda auf einer Veranstaltung der WirtschaftsVereinigung Metalle in Berlin.
Inzwischen gibt es eine Unterversorgung mit Wolfram. Seyadas Unternehmen ist schon nicht mehr in der Lage, alle Aufträge bedienen zu können.
Der Firmchenchef aus Niedersachsen forderte unter anderem mehr Engagement für Minen außerhalb Chinas. Man müsse versuchen, auf die verbleibenden Einheiten, die im Rest der Welt im Boden liegen, den “Daumen drauf zu bekommen”. Die USA machten das bereits aktiv, zum Beispiel in Afrika.
Scharfe Kritik aus der Wissenschaft an Dominanz Chinas
“Zu reaktiv, zu passiv, zu risikoscheu, zu regulatorisch“: So sieht Jakob Kullik die deutsche und europäische Rohstoffpolitik. Der Experte für internationale Politik an der TU Chemnitz findet auf einer Veranstaltung der WirtschaftsVereinigung Metalle im Bundestag deutliche Worte. Die aktuelle Lage, die von einer massiven Lieferketten-Dominanz Chinas gekennzeichnet ist, sieht er als Resultat jahrelangen Nicht-Handelns.

Kullik spricht von einem verlorenen Jahrzehnt der Rohstoffsicherheit. Und er warnt: Gibt es keine Änderung der Politik, ist das nächste verlorene Jahrzehnt schon vorprogrammiert. China bleibe dann weiterhin ein “Technologie-Hegemon”. Nötig sei eine geostrategische Wirtschaftspolitik für eine “rohstoffpolitische Selbstbehauptung”.
Kullik und WVMetalle-Hauptgeschäftsführer Michael Niese vertreten beide die Ansicht, dass es eines drastischen Kurswechsels bedarf. Und dass ein strategisches Gremium benötigt wird, das die Versorgungssicherheit ständig im Auge behalten muss. “Der Bundessicherheitsrat hat seinen Namen nicht erfüllt. Es braucht vielmehr einen Ständigen Rat für kritische Abhängigkeiten,” sagte Niese. Er sieht in der aktuellen Konzentration der Nichteisenmetall-Produktion in China “erhebliche Erpressungs- und Lieferrisiken”.

Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur, sieht derweil die Unternehmen in der Pflicht. Sie müssten ihre Lieferketten bei potenziell kritischen Rohstoffen auf Schwachstellen prüfen und sich in den Rohstoffmärkten breiter diversifizieren. Politik könne dabei flankieren. Die aktellen Entwicklungen waren Buchholz zufolge vorhersehbar. Dennoch sein man nun nicht gut genug vorbereitet.
Es ist ein ungleicher Wettbewerb, der schon seit Jahren zu beobachten ist. Die Primärproduzenten seien in China alle in staatlicher Hand und würden staatlich subventioniert, bemängelt Seyeda. Und auch Michael Niese sagt, China agiere nicht marktwirtschaftlich, es handle sich vielmehr um eine strategisch gelenkte Wirtschaft. Die WVMetalle habe nicht umsonst “wie ein Löwe dafür bekämpft”, dass China von der EU nicht den Marktwirtschaftsstatus erhält. “Ich kann nur sagen: Das war absolut richtig.”