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AGV-Chef Lars Alt fordert Aufbruch statt Abstieg

veröffentlicht am 02.10.2025

Wir stehen an einem Kipppunkt“, sagt Lars Alt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig, zum Auftakt des Unternehmertages. In diesem Jahr sind über 350 Gäste in die Gebläsehalle nach Ilsede gekommen, gut zehn Kilometer südwestlich von Peine. Darunter viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, die die aktuelle Wirtschaftslage vielfach mit großer Sorge sehen.

Lars Alt während seiner Rede beim U-Tag 2025 in der Gebläsehalle in Ilsede / Foto: AGV Region Braunschweig

Lars Alt teilt diese Sorgen. Mit Blick auf steigende Energiekosten, eine wachsende Bürokratie und den Abbau von Industriearbeitsplätzen warnt er vor einer drohenden Deindustrialisierung in Deutschland – besonders spürbar in der Region Braunschweig-Wolfsburg. Zugleich betont er den Anspruch des Verbandes, Deutschland wieder in die Spitzengruppe der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu führen.

Der Wandel ist die neue Konstante

Als Gastrednerin steht in diesem Jahr ehemalige Siemens-Personalvorständin Janina Kugel auf der Bühne. Sie spricht über Führung in Zeiten des Umbruchs. Ihre Botschaft: Der Wandel ist die neue Konstante. „Krise, Technologie, Klimawandel, Geopolitik – all das wirkt gleichzeitig auf uns ein. Entscheidend ist, ob wir es schaffen, Mitarbeitende mitzunehmen und Veränderungen wirklich umzusetzen“, erklärt sie. 

"New Work heißt nicht Tischkicker und Bällebad – sondern die Frage, ob unsere Arbeit wirklich Sinn ergibt“, sagt Janina Kugel / Foto: AGV Region Braunschweig

Kugel wirbt für mehr Offenheit gegenüber hybriden Arbeitsmodellen, für gezielte Weiterbildung und für Resilienz in Führungssituationen: „Führungskräfte müssen lernen, auch schwierige Entscheidungen auszuhalten – und dennoch Optimismus zu vermitteln.“

Wenn ein Land in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Platz 6 auf Platz 24 zurückfällt – was ist dann dringlicher als eine ökonomische Zeitenwende?

Lars Alt, Hauptgeschäftsführer des AGV Region Braunschweig

Im anschließenden Panel diskutiert Kugel mit dem AGV-Vorstandsvorsitzenden Florian Bernschneider und Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte beim Karrierenetzwerk Xing und COO der i-unit group, über die Zukunft von New Work. Bernschneider stellt klar, dass New Work mehr sei als Bällebad und Hängematte: „Die eigentlichen Themen bleiben Selbstwirksamkeit, Kreativität und Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.“ Stahl wiederum plädiert für einen realistischen Blick auf Arbeitszeitmodelle: Flexibilität sei zentral. Sie könne Tageszeit und Ort betreffen. Aber: „New Work bedeutet nicht automatisch weniger Arbeit“, macht Stahl deutlich. 

"New Work wurde manchmal als Instagram-Kulisse missverstanden – aber die dahinterliegenden Ideen bleiben wichtiger denn je", meint Florian Bernschneider / Foto: AGV Region Braunschweig

Auch in Zeiten von KI wirbt Stahl für eine optimistische Zukunftseinstellung. Zwar hätten zwei Drittel der Jobs, wie wir sie heute kennen, Anteile, die automatisiert werden könnten. Aber das heißt auch: Es entstehen neue Rollen. Am Ende könnten - wie so häufig bei technischen Entwicklungen - sogar mehr Jobs als bisher entstehen – nur eben andere. 

Julian Stahl (rechts) auf der Bühne mit Moderator Martin Brüning / Foto: AGV Region Braunschweig

Einigkeit herrschte darüber, dass Homeoffice und hybride Modelle zur Normalität geworden sind. „Die Frage ist nicht mehr, ob wir Homeoffice zulassen – sondern wie wir es klug gestalten“, sagt Bernschneider. Kugel ergänzt: „Wer hybride Führung beherrscht, hat Zugang zu Talenten weltweit.“

So bietet der Unternehmertag der AGV Region Braunschweig nicht nur eine schonungslose Analyse der aktuellen Lage, sondern auch Impulse für Zuversicht. Zwischen klarer Problembeschreibung und optimistischem Blick nach vorn steht die Botschaft: Wandel ist unvermeidlich – die Frage ist, wie wir ihn aktiv gestalten.

Weitere Informationen auf der Seite des AGV Region Braunschweig