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„Wohnen im Bestand ist die große Chance“

veröffentlicht am 02.10.2025

„In den vergangenen Jahren haben wir immer gesagt: Neubau, Neubau, Neubau. Aber das Thema der Zukunft ist vielmehr: Bedarfsgerecht bauen.“ So sieht es NBank-Chef Michael Kiesewetter und gab damit einer zentralen Botschaft des 20. Wohnungspolitischen Kongresses in Hannover Ausdruck: Schauen wir stärker auf den Bestand.

NBank-Chef Michael Kiesewetter (rechts) mit Moderator Martin Brüning/ Foto: NBank/Donnerkeil

„Bei 4,1 Millionen Wohnungen in Niedersachsen gibt es ein enormes Potenzial anzubauen, auszubauen, umzubauen“, so der Vorstandsvorsitzende der Förderbank. Das dürfe man nicht ungenutzt lassen.“ Es sei ein Gebot der Nachhaltigkeit, den Bestand besser zu nutzen, ohne zusätzliche Fläche zu versiegeln.

Susanne Schmitt, Direktorin des Verbands der Wohnungswirtschaft Niedersachsen Bremen (VDW) , sprach von „handfesten Chancen“ bei Aufstockungen und Quartiersentwicklungen. Die jüngste Bauordnungsnovelle habe dafür die Tür geöffnet. „Bestandsgebäude können erweitert werden, ohne dass alles von Grund auf saniert werden muss“, erklärte sie. Das sei schneller, günstiger – und nachhaltiger.

Steffen Szeidl (Dress & Sommer, links) und Susanne Schmitt (VWD) / Foto: NBank/Donnerkeil

Die Politik will diese Richtung unterstützen. Wirtschafts-Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier betonte auf der Veranstaltung mit 250 Gästen, Wohnen sei „die soziale Frage unserer Zeit“. Deshalb investiere das Land weitere 400 Millionen Euro in Wohnungsbau und Förderung.

Wir müssen einfacher, schneller und nachhaltiger bauen – sonst werden wir den Bedarf nie decken.

Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium

Er machte aber auch klar, dass es nicht um „immer dickere Wände und noch mehr Dämmung“ gehen könne. Wichtiger sei ein realer Beitrag zum Klimaschutz – etwa durch CO₂-Vermeidung und ressourcenschonendes Bauen. Zudem kündigte er an, die niedersächsische Bauordnung weiter anzupassen und sich für bundesweite Initiativen einzusetzen: „Wir müssen einfacher, schneller und nachhaltiger bauen – sonst werden wir den Bedarf nie decken.“

Auch Steffen Szeidl, Vorstand des auf Bau und Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Drees & Sommer, unterstrich, dass andere Städte mit mutigen Ansätzen vorangegangen seien. Wien habe gezeigt, wie unkomplizierte Regelungen zu mehr Wohnraum führen können, ohne das Stadtbild zu zerstören. Dort durfte jedes Haus ein zusätzliches Geschoss aufsetzen – und entgegen aller Befürchtungen sei kein „Wildwuchs“ entstanden.

Seidel forderte, solche pragmatischen Wege auch hier stärker zu nutzen. Statt komplizierter Verfahren brauche es klare Regeln, die allen Beteiligten Sicherheit geben. Man könne nicht jahrelang warten, bis jede Norm überprüft sei.

Thomas Hagedorn (Mitte) / Foto: NBank/Donnerkeil

Der Unternehmer Thomas Hagedorn lenkte den Blick auf Baustoffe und die Flächen. Seine Forderung: Recycling müsse zum Standard, Brownfields stärker genutzt werden. „Die alte Brücke muss in die neue Brücke“, sagte der Chef der Hagedorn Unternehmensgruppe.

Noch verhinderten aber föderale Vorschriften, dass hochwertige Materialien tatsächlich im Kreislauf bleiben. Häufig würden Tonnen von Betonabbruch in Kiesgruben verfüllt, während Naturstein neu herangeschafft werde – ein ökologischer und ökonomischer Irrsinn.

Mehr Information zur Veranstaltung finden Sie auch auf der Seite der NBank