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Renditefaktor Energiewende: Was sie wirtschaftlich für die Region Hannover bedeutet

veröffentlicht am 12.12.2025

9,5 Milliarden Euro zusätzliche Wertschöpfung bis 2035 – diese Zahl klingt enorm, bleibt aber abstrakt. 9,5 Milliarden - so groß bewertet eine Studie des Consulting-Unternehmens DIW Econ das Wertschöpfungspotenzial durch die Energiewende in der Region Hannover.

Für Jens Palandt, Klimadezernent der Region Hannover, ist die Zahl vor allem eines: ein starkes Argument dafür, die Energiewende nicht als finanzielle Last, sondern als Investition zu begreifen. Im Interview mit Agenda Niedersachsen macht er deutlich, was hinter der Zahl steckt – und warum sie den wirtschaftlichen Stellenwert eines Großbetriebs erreicht.

Dezernent Jens Palandt im Regionshaus in Hannover / Foto: Agenda Niedersachsen

„Wir sprechen über ungefähr 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung der Region“, sagt Palandt. „Das hört sich auf den ersten Moment relativ wenig an, ist aber sehr viel.“ Als Vergleich dient ihm ein Bild, das in der Region jeder versteht: „Das ist die Größenordnung: das VW-Nutzfahrzeugwerk hier zu haben – oder eben nicht.“

Mit anderen Worten: Die Energiewende erzeugt wirtschaftliche Effekte, die sonst nur ein industrielles Schwergewicht liefert. Und das nicht nur punktuell, sondern breit über viele Branchen hinweg.

Besonders deutlich zeigt sich das bei den Arbeitsplätzen. Im Schnitt werden laut Studie rund 4.100 Jobs pro Jahr gesichert oder neu geschaffen. Viele davon im Gebäudesektor, im Handwerk, bei Planern, Ingenieurinnen und Technikern. „Das ganze Spektrum der Handwerkerschaft, die wir hier vor Ort haben, profitiert“, so Palandt.

Bedenken muss man, dass Fachkräfte insgesamt knapp sind. Doch gerade hier sieht Palandt eine Chance: Die Energiewende mache die Region attraktiver. Sie erzähle eine „sinnstiftende Geschichte“, die Menschen anziehe – und halte Wertschöpfung dort, wo sie entsteht.

Kommunen profitieren doppelt

Ein zentraler Punkt ist für ihn auch der Nutzen für Städte und Gemeinden. Rund 470 Millionen Euro zusätzliche Steuereinnahmen bis 2035 werden in der Studie erwartet. „Konservativ gerechnet“, betont Palandt – also ohne Effekte wie Akzeptanzabgaben aus Wind- und Solaranlagen.

Dieses Geld sei mehr als ein statistischer Effekt. Es ermögliche Investitionen in Schulen, Infrastruktur, soziale und kulturelle Angebote. „Dann wird auch ein Schuh draus“, sagt Palandt. Die Energiewende schaffe nicht nur neue Anlagen, sondern bleibende Werte – Anlagen, Einnahmen und Handlungsspielräume für Kommunen. Und sie trägt sich vor allen Dingen durch Investitionen von Unternehmen. Wer investiere, erwarte Rendite – und genau das sei hier der Fall.

Das ganze Spektrum der Handwerkerschaft, die wir hier vor Ort haben, profitiert.

Jens Palandt

Neben Zahlen spricht Palandt über etwas, das lange unterschätzt wurde: Resilienz. Energie vor Ort zu erzeugen bedeute Unabhängigkeit von geopolitischen Krisen und Preisschocks. „Je unabhängiger man ist, desto besser ist das am Ende“, sagt er.

Und so sind die 9,5 Milliarden Euro am Enede nicht nur eine Zahl. Sie stehen für die Chance, aus Klimaschutz einen dauerhaften Standortvorteil zu machen.