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Obdachlosigkeit: "Verdrängung löst kein Problem"

veröffentlicht am 06.11.2025

Obdachlosigkeit ist kein Randthema. Sie gehört zur Stadt – und sie braucht Haltung.

Das sagt Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay in der neuen Podcast-Folge von „Hannover macht das!“. Gemeinsam mit Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp spricht er über Hilfe, Hoffnung und Verantwortung.

Oberbürgermeister Belit Onay mit Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp und Moderator Martin Brüning (v.r.n.l.) / Foto: LHH/Niklas Willma

„Es gibt manchmal diesen vereinfachten Blick: Gebt den Menschen doch einfach Wohnungen, und dann ist das Problem gelöst. Aber so einfach ist es nicht“, sagt Onay. Wer auf der Straße lebt, kämpft mit mehr als nur Kälte und fehlendem Dach – mit Krankheit, Einsamkeit, psychischer Belastung, mit gebrochenen Biografien. „Die Frage ist, wie wir damit umgehen.“ Auch Pastor Friedhelm Feldkamp meint: „Man schafft die Probleme nicht aus der Welt, indem man die Menschen, die diese Probleme haben, aus der Welt schafft.“


Jetzt die aktuelle Folge von "Hannover macht das!" hören:

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Für die beiden Gäste ist klar. Verdrängung löst kein Problem. „Eine Stadt wie Hannover wird solche Herausforderungen immer haben. Die Frage ist, wie wir damit umgehen“, sagte Hannovers Oberbürgermeister.

Darum investiert die Stadt – in Unterkünfte, Beratung, medizinische Begleitung. „Wir nehmen gerade extrem viele Ressourcen in die Hand, um die Qualität unserer Unterkünfte zu verbessern – allein in den letzten Jahren fast acht Millionen Euro.“

Das Risiko, die Wohnung zu verlieren, steigt

Doch genauso wichtig ist Prävention. Menschen gar nicht erst aus ihren Wohnungen fallen zu lassen, ist oft der wirksamste Schutz. Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp kennt die andere Seite, die, die kaum jemand sieht: „Viele Menschen sind obdachlos, aber nicht sichtbar. Sie schlafen mal hier, mal dort, oft gegen eine Gegenleistung. Das ist ein unhaltbarer Zustand.“

Wenn man sich aus europäischer Solidarität verabschiedet, bekommt man am Ende die Probleme auf dem Bahnhofsvorplatz.

Belit Onay

Im aktuellen Podcast geht es am Rande auch um Bundes- und Europapolitik. Onay kritisiert, wenn der Bund beim Bürgergeld oder den Wohnkosten kürze, dann spare er an der falschen Stelle. „Das Risiko, die Wohnung zu verlieren, steigt – und wir Kommunen müssen es auffangen.“

Und auch die europäische Dimension des Problems sei spürbar: Menschen, die in ihren Herkunftsländern durch alle Sozialsysteme fallen, landen oft in den Großstädten des Kontinents. „Wenn man sich aus europäischer Solidarität verabschiedet, bekommt man am Ende die Probleme auf dem Bahnhofsvorplatz.“

Für beide ist in diesem Podcast klar: Hilfe braucht Nähe – und Augenhöhe. Das Beste ist, Wohnungslosigkeit erst gar nicht erst entstehen zu lassen. Prävention ist dabei ein wichtiger Baustein.