„Ich bin natürlich Experte für gute Laune“, sagt Joachim Schwind auf dem Podium, „schon weil ich Optimist bin.“ Zuvor hatte Enercity-Chefin Aurelie Alemanie in Bezug auf die Energiewende gesagt, wir bräuchten ein wenig mehr gute Laune und Optimismus. Die beiden saßen in Hannover auf einem Panel beim Branchentag 2025 des Landesverbands Erneuerbare Energien in Niedersachsen.
Schwind meint, den Optimismus werde es auch brauchen, denn beim Thema Geld falle er gerade schwer. Klar, aus Sicht der Kommunen ist Geld zumeist ein mehr als schwieriges Thema. Vier Milliarden Euro Defizit in den niedersächsischen Kommunen – allein im vergangenen Jahr – seien kein kleiner Posten. Trotzdem blickt Schwind nach vorn: Er sieht in der Energiewende nicht nur eine technische, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe.
Die Kommunen hätten gemeinsam mit der Landesregierung viel erreicht, betont er. Durch die Taskforce zur Energiewende sei das Thema in Rathäusern und Kreishäusern ganz oben auf der Agenda angekommen – „in einem extrem schwierigen Umfeld, Stichwort Fachkräftemangel“. Was Schwind besonders wichtig ist: Dass Kommunen an der Windenergie beteiligt werden – auch finanziell. „Der eigentliche Vorteil ist nicht der Sanierungsbeitrag für Haushalte, sondern dass die Menschen vor Ort sehen: Wir akzeptieren, ihr habt hier eine Sonderbelastung.“
Fairness für Kommunen
Schwind plädiert für einen besseren finanziellen Ausgleich für Gemeinden, die unter Leitungen und Infrastruktur leiden. Viele Orte seien durch Trassen so eingeengt, dass kaum Entwicklung möglich sei. „Da fänden wir es fair, wenn sie auch einen Ausgleich dafür bekommen.“
Bei der Frage, wie gebaut wird, wünscht sich Schwind mehr Pragmatismus. Energieeffizienz sei wichtig, aber Standards dürften nicht zum Selbstzweck werden. „Wir werden uns das, was an Standards wünschenswert ist, nicht mehr leisten können“, sagt er. Viele Vorgaben im Wärmeschutz oder bei der Sanierung seien gut gemeint, aber teuer und bürokratisch.
Wir müssen gar nicht nur den Marathon schaffen, sondern den 100-Kilometer-Lauf.
Joachim Schwind
Schwind fordert, das Vergaberecht stärker auf die „beste Lösung“ statt auf den billigsten Preis auszurichten und mahnt, die Kommunen und Verbände besser einzubeziehen: Berlin mache gerade denselben Fehler wie die letzte Bundesregierung – sie sei nicht häufig genug vor Ort.
Die Wegstrecke wird noch lang, das macht Schwind auf dem Podium vor den fast 400 LEE-Gästen im Kuppelsaal in Hannover deutlich: „Wir müssen gar nicht nur den Marathon schaffen, sondern den 100-Kilometer-Lauf.“ Die Lage sei dynamisch, das Ziel klar, doch die Umsetzung erfordere Ausdauer und Anpassungsfähigkeit.