Wenn Thordies Hanisch über die Energiewende spricht, klingt sie nicht nach Verwaltung, sondern nach Aufbruch. „Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto deutlicher wird: Die vorhandenen Strukturen sind nicht auf das ausgerichtet, was wir hier gerade erleben“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete und energiepolitische Sprecherin.
Beim Branchentag des Landesverbands Erneuerbare Energie ruft Hanisch dazu auf, die Planung von Energieprojekten neu zu denken. Denn was heute gilt, stammt aus Zeiten, in denen noch niemand an Windkraftanlagen oder Batteriespeicher dachte. „1875, das Preußische Fluchtliniengesetz – da kommt die Bauleitplanung her. Damals hat keiner damit gerechnet, was heute passiert, sagt Hanisch.
Bauleitplanung, Planfeststellungsverfahren, BImSchG – all diese Instrumente wurden geschaffen, um Städte zu ordnen, Eisenbahnstrecken zu bauen oder Flugplätze zu genehmigen. Für Windparks, Solarfelder oder Speicherlösungen taugen sie nur bedingt. „Viele Bereiche der erneuerbaren Energien finden im Außenbereich statt. Man kann das nicht einfach über eine Baugenehmigung in dieser bisherigen Struktur machen“, erklärt Hanisch.
Darum bringt sie eine neue Idee ins Spiel: „Wir brauchen E-Pläne statt B-Pläne – Energiepläne, die das Ganze integriert betrachten.“ In solchen Plänen sollen Netzbetreiber von Anfang an mit am Tisch sitzen. Windkraft, Photovoltaik, Speicher und Netze würden gemeinsam gedacht.
So ließe sich vermeiden, dass Kommunen einzeln über Freiflächen-PV entscheiden, ohne Rücksicht auf Netzkapazitäten. „Die sind nicht netzdienlich und ressourcenschonend entstanden, sondern irgendwo – weil man das der kommunalen Ebene überlassen hat“, sagt Hanisch.
Die vorhandenen Strukturen sind nicht auf das ausgerichtet, was wir hier gerade erleben.
Thordies Hanisch
Ihr Ziel ist klar: weniger Reibungsverluste, mehr System. Ein Verfahren, das alle Ebenen zusammenbringt – Kommunen, Netzbetreiber, Betreiber und Bürgerinnen und Bürger. „Wenn wir das integriert betrachten, können wir die Energiewende abgestimmt aufeinander und effizient voranbringen.“
Ein neuer Plan für die Energiewende
Für Hanisch ist das der Ruf nach einem neuen Takt. „Ich möchte hier nicht die Pausetaste drücken – um Gottes willen! Aber wir sehen, dass das, was wir haben, nicht auf das System ausgerichtet ist, das wir brauchen.“
Damit spricht sie vielen aus der Seele: Die Energiewende braucht nicht nur Mut und Geld, sondern auch eine neue Ordnung. Hanisch’ Vorschlag eines E-Plans könnte der erste Schritt sein – hin zu einer Planung, die die Zukunft nicht nachbaut, sondern neu denkt.