157.000 Brücken gibt es in Deutschland. Die Hälfte gehört den Kommunen, 52.000 den Autobahnen. Allein dort müssen in den nächsten zehn Jahren mehr als 4.000 Brücken ersetzt werden.“ Die Zahlen kennt Theo Reddemann aus dem Effeff. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Echterhoff Gruppe.
Noch nicht mitgezählt sind an dieser Stelle die Bahnbrücken. Auch hier hat Reddemann natürlich Zahlen parat: „In den nächsten fünf Jahren werden dort 900 Bauwerke ersetzt. Das ist eine Riesenaufgabe“, sagt er.
Bauen im laufenden Verkehr
Was diese Aufgabe heute so anspruchsvoll macht, ist der Unterschied zur Vergangenheit. „Früher wurden viele Brücken auf der grünen Wiese gebaut. Heute ersetzen wir 95 Prozent im bestehenden Verkehrsnetz“, erklärt Reddemann in einem Video-Interview der Bauindustrie Niedersachsen-Bremen.
Das bedeutet: Bauen, während der Verkehr rollt – mit allen Folgen. „Wir erzeugen Staus, volkswirtschaftliche Schäden und jede Menge CO₂-Emissionen. Das müssen wir durch neue Bauverfahren eindämmen.“
Schneller bauen, klüger vergeben
Für Reddemann ist klar: Kürzere Bauzeiten sind der größte Hebel, um Staus und Emissionen zu reduzieren. Doch das erfordert ein Umdenken bei den Auftraggebern. „Wir brauchen Vergabeverfahren, die Innovationen zulassen. Funktionale Ausschreibungen müssen Standard werden.“
Der reine Preis dürfe nicht länger das einzige Kriterium sein. „Bei der Vergabe sollten auch Bauzeit und Nachhaltigkeit zählen“, fordert Reddemann. So könnten Unternehmen Anreize erhalten, effizienter zu planen und klimafreundlicher zu bauen.
Früher wurden viele Brücken auf der grünen Wiese gebaut. Heute ersetzen wir 95 Prozent im bestehenden Verkehrsnetz.
Theo Reddemann
Reddemann sieht die Branche bereit für diesen Wandel – vorausgesetzt, Politik und Verwaltung ziehen mit. „Wenn wir schneller bauen und nachhaltiger denken wollen, müssen wir die Regeln anpassen.“ Nur so lasse sich die gigantische Brückenaufgabe bewältigen, ohne die Gesellschaft im Stau stehenzulassen.