Fast 400 Gäste kamen zum LEE-Branchentag 2025 in den hannoverschen Kuppelsaal – und spürten gleich zu Beginn den Aufbruch: Bärbel Heidebroek, Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen zeichnete in ihrer Rede das Bild einer Branche, die ihre Hausaufgaben gemacht hat – und nun die anstehenden Aufgaben aktiv anpacken möchte.
„Bei Wind und Solar läuft es jetzt“, sagte Heidebroek. „Genehmigungen und Zuschläge kommen, die Flächen sind da – jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Anlagen auch stehen.“ Sie sprach von einem Wandel, der in Niedersachsen längst Realität sei: Die installierte Solarleistung sei im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen, beim Wind seien im ersten Halbjahr 1,5 Gigawatt genehmigt, aber erst 500 Megawatt installiert worden. „Eine Genehmigung ist toll. Ein Zuschlag ist auch toll. Aber Strom haben wir erst, wenn die Anlage wirklich steht.“
Von der Produktion zur Systemaufgabe
Heidebroek blickt nicht zurück, sondern nach vorn. Für sie beginnt die eigentliche Arbeit der Energiewende jetzt: „Wir haben gelernt, Strom zu produzieren. Jetzt müssen wir lernen, ihn intelligent zu nutzen.“
Netzanschlüsse, Kosten, ganzheitliche Planung – das sind für sie die jetzt zentralen Felder. Wir brauchen Strom-, Gas- und Wasserstoffnetze in einem integrierten System. Nur so werden wir effizient und resilient zugleich.“
Bärbel Heidebroek mahnte, die Themen nicht länger getrennt zu denken: „Wir müssen schauen, wo brauche ich das Gasnetz, wo das Stromnetz – und wo vielleicht den Elektrolyseur als Brücke.“ Der LEE wolle diese Verknüpfung vorantreiben, gemeinsam mit Kommunen, Industrie und Netzbetreibern. Denn, so Heidebroek: „Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die alle betrifft.“
Akzeptanz entsteht vor Ort
Besonderen Nachdruck legte sie auf die Beteiligung der Kommunen und Bürger: „Die Erneuerbaren sind akzeptiert, wenn wir die Wertschöpfung vor Ort haben.“ Regionale Versorgung, Direktverträge und kommunale Beteiligung seien entscheidend, um die Menschen mitzunehmen. „Wir schaffen die Energiewende nur gemeinsam mit den Kommunen“, betonte sie.
Wir haben gelernt, Strom zu produzieren. Jetzt müssen wir lernen, ihn intelligent zu nutzen.
Bärbel Heidebroek
Die größte Bremse sieht Heidebroek derzeit nicht im Geld, sondern im Regelwerk: „Mit der Finanzierung kriegen wir vieles hin. Was uns wirklich behindert, ist der Paragrafen-Dschungel.“ Bei einer Live-Umfrage im Saal stimmten fast 58 Prozent der Besucherinnen und Besucher ihr zu. „Wenn ihr uns lasst, kriegen wir das hin“, sagte sie in Richtung Landes- und Bundesregierung. „Wir brauchen Freiheit behind the meter – wir wissen, was wir tun.“
Ein Appell an das Wir
Bärbel Heidebroek sprach nicht nur als Branchenvertreterin, sondern als Vordenkerin eines neuen Selbstverständnisses: Die Energiewende sei kein Projekt mehr, sondern eine Haltung. „Unsere Industrie braucht kostengünstige, erneuerbare Energie und Versorgungssicherheit. Das ist ein Dreiklang, den wir nur gemeinsam schaffen.“