Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Es ist Heimat, Sicherheit – und eine der größten gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Auf dem Wohnungsbaupolitischen Kongress in Hannover sprach Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der NBank, über die Herausforderungen der Branche – und über die Chancen, die im Bestand liegen.
„Die Herausforderungen, die wir im Moment vor der Brust haben, sind so groß wie nie zuvor“, sagte Kiesewetter. Dabei geht es auch um die Kosten. Denn seit 25 Jahren steigen die Baukosten, haben sich mehr als verdoppelt. Gleichzeitig ist das Zinsumfeld nicht mehr so günstig wie vor 2022. „Für uns als Bank ist das vielleicht normal und gut“, sagte Kiesewetter. „Aber es hilft natürlich nicht der Bauwirtschaft.“
Gerade deshalb sei der bezahlbare Wohnraum so zentral. Wohnen sei schließlich ein Grundbedürfnis. Kiesewetter machte in der Veranstaltung einmal mehr deutlich, dass er das Thema Bauwende nicht nur als technische, sondern als gesellschaftliche Aufgabe versteht.
Der Chef der niedersächsischen Förderbank forderte auf dem Kongress eine Bauwende – auch im Denken. Über Jahre sei das Mantra gewesen: „Neubau, Neubau, Neubau“. Das müsse sich ändern.
„Wir stellen fest, dass bei 4,1 Millionen Wohnungen in Niedersachsen ein ungeheures Potenzial für Um- und Ausbau vorhanden ist“, sagte Kiesewetter. „Es geht nicht mehr nur ums Bauen, Bauen, Bauen – jetzt geht es um bedarfsgerechtes Bauen. Das ist das Thema der Zukunft.“
Damit spricht er aus, was viele Fachleute teilen: Die Zukunft des Wohnens liegt im klugen Umgang mit dem, was bereits da ist. In der Sanierung, im Umbau, in der Umnutzung von Gebäuden – und damit im sparsamen Umgang mit Flächen und Ressourcen.
Beispiele, die Mut machen
Wie das geht, zeigt Kiesewetter an konkreten Projekten: In Hannover sollen in einem früheren Bürogebäude der Preußen Elektra 75 Wohnungen entstehen. Ein Projekt, das erst durch die Änderung der niedersächsischen Bauordnung möglich wurde. Und auch in Wolfenbüttel sieht Kieswetter ein positives Beispiel: Dort entstanden in einer alten, ungenutzten Schule 150 Wohneinheiten. Solche Projekte seien Vorbilder. Sie zeigten, wie man bestehende Gebäude mit neuem Leben füllen kann.
Wir stellen fest, dass bei 4,1 Millionen Wohnungen in Niedersachsen ein ungeheures Potenzial für Um- und Ausbau vorhanden ist.
Michael Kiesewetter
Fazit: Michael Kiesewetter steht für eine neue Denkart im Wohnungsbau: pragmatisch, nachhaltig, menschlich. „Wir haben gute Beispiele“, sagte er. „Und ich finde es extrem wichtig, dass wir die Ressourcen, die wir schon haben, viel stärker nutzen.“ Ein Satz, der bleibt – weil er einfach ist, und weil er stimmt.