Wenn nur zwei Menschen im großen Fraktionssaal der SPD im niedersächsischen Landtag miteinander sprechen, darf man nicht zu laut werden. Denn dann hallt es in dem riesigen Raum. Aber das laute Sprechen ist ohne nicht Sache von Stefan Politze. Große Gesten, schnelle Parolen – darauf hat der SPD-Politiker schon immer verzichtet. Und im Podcast von Agenda Niedersachsen macht er deutlich: Auch als Fraktionsvorsitzender fängt er damit gar nicht erst an.
Politze bezeichnet sich in seinem für ihn fast noch neuen Amt selbst als Spätstarter. Seit vier Monaten führt der 60-Jährige die SPD-Fraktion – und hat sich vorgenommen, das auf seine Weise zu tun.
Jetzt den Podcast mit Stefan Politze hören - zum Beispiel hier:
Der Hannoveraner ist seit 17 Jahren Landtagsabgeordneter, viele Jahre lang war er bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Da konnte ich mir meine Themen aussuchen. Jetzt ist das Leben fremdbestimmter.“ Schwer falle ihm das aber nicht: „Ich habe mich ja freiwillig entschieden, das machen zu können.“
„Ich bin eher der Mannschaftskapitän“
Politze sieht sich auch in der neuen Rolle als Teamplayer. Sein Ziel ist deshalb auch eine Fraktion, die als Team gut funktioniert. Und das bedeutet auch: Sich selbst zurückhalten können. „Solange man von mir gar nicht so viel hört, läuft der Laden richtig gut“, so Politze.
Dass er anders führt als frühere Fraktionschefs, die auch gerne einmal polterten, ist Absicht. „Ich mache es auf meine Art“, betont Politze. Vertrauen hält er für ein zentrales Element in der Politik. „Ich bin ehrlich. Wenn ich etwas nicht weiß, dann gebe ich das auch ehrlich zu“, sagt er. „Politik neige häufig dazu, alles erklären zu können oder zu meinen, man könne alles erklären. „Aber das ist nicht wirklich so. Und ich finde, das Schlimmste, was man den Menschen zumuten kann, ist Unehrlichkeit.“
Wichtig ist ihm, Talente zu erkennen und zu fördern – auch in der Politik. „Unser Hauptproblem ist ja: Wir sind alle Konkurrentinnen und Konkurrenten um etwas. Jeder kandidiert, jeder möchte super Wahlergebnisse erzielen, jeder möchte eine Rolle spielen." Umso wichtiger sei es, Talente zu unterstützen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende spricht von einem „Fachkräftemangel in der Politik“, der ebenso real sei wie in anderen Branchen. „Wir müssen den Menschen wieder zeigen: Du bewirkst was, wenn du zur Wahl gehst.“
Wir müssen darüber reden, wie wir Menschen wieder in Arbeit bekommen.
Stefan Politze
In der Diskussion um das Bürgergeld ruft Politze zu einer sachlichen Debatte auf. Das Thema eigne sich sehr für Zuspitzung aber auch für Falschdarstellungen, sagt er im Podcast. Politze plädiert in der Debatte für eine „niedersächsisch bodenständige Sicht auf die Dinge“.
Bundespolitikern empfiehlt er, sich in Jobcentern selbst ein Bild zu machen. Mehr als die Hälfte der Bürgergeld-Empfänger ist nicht arbeitsfähig.“ Die Gründe reichten vom Erziehungsurlaub bis zu gesundheitlichen Problemen. „Aber über die andere Hälfte müssen wir reden“ sagt Politze: „Wie bekommen wir Menschen in Arbeit, die wir ja zugegebenermaßen eigentlich genug haben?“ Ein ernstes Anliegen für den Kümmerer in der Politik.